Botswana, wir kommen! Die Anreise ist zeitintensiv, rückblickend aber jede Sekunde wert. Ein wahres Buschabenteuer erwartet uns: mit wilden Tieren ganz nah, geheimnisvollen Geräuschen Tag und Nacht, Landschaften, die in (fast) kein Bilderbuch passen.
Wir reisen in Kleinflugzeugen, Booten, Jeeps und Quads. Zu Fuß übrigens nie – denn das ist das Revier der Tiere…
Die Route führt zunächst ins nördliche Okavango Delta, von dort ins Linyanti Wildreservat, zurück ins südliche Delta und zum Abschluss in die Kalahari, zu den Makgadikgadi Pans.
Von Maun starten wir mit unserer Cessna und der Pilotin Chrissi am Steuerknüppel ins nördliche Okavango Delta. Unser Ziel ist das Little Vumbura Camp. Trotz Trockenzeit wird das Land von schmalen und breiten Wasserarmen durchzogen. Nach 40 Minuten Flugzeit erreichen wir den Airstrip irgendwo im Nirgendwo. Wir setzen auf – eine Stauwolke hinter uns, der Ranger steht schon bereit. Perfekt organisiert und zwar ohne Handynetz oder Internet.
Noch nicht ganz da, gefühlt gleich hinter dem nächsten Gestrüpp, stoßen wir auf die erste Elefantenfamilie. Eben noch in der Zivilisation, jetzt im Busch, kontrastreicher hätte der Beginn unseres Abenteuers nicht sein können. Beeindruckend nah, der Moment steht still, gemächlich und mit sanften Schritten ziehen die Kolosse an uns vorbei.
… und wir mitten drin im Badespaß – was für ein Privileg, das erleben zu dürfen…
Dieses Schauspiel möchten wir gerne länger verfolgen, wollen aber vor Sonnenuntergang in unserer Lodge ankommen. Und wer weiß, was uns auf dem Weg noch begegnen wird. So dauert es nicht lange und wir stehen inmitten einer Herde Büffel. Und immer wieder Elefanten, unglaublich!
Wir wechseln das Fahrzeug – vom Jeep ins Boot – und gleiten fast lautlos über die Wasserläufe dem Sonnenuntergang entgegen. Im Delta, auf einer kleinen Insel, liegt Little Vumbura, ein Camp mit sechs Safarizelten und einem Wahnsinns -Ausblick.
Am Zelt angekommen werden wir auch schon erwartet… Von dem netten Elefanten, der wohl welcome sagen wollte! Dass wir hier dem Wildlife so nah sein würden, hätte ich nicht zu träumen gewagt. Der Anblick des Elefanten aus dem Zelt heraus durchs Fliegennetz ist noch deutlich beeindruckender. Die Zelte sind schön im klassisch afrikanischen Stil eingerichtet, eine Veranda lädt zum Chillen ein. Wir so mitten in der Natur, zu Gast in der Wildnis!
Der erste Morgen in Botswana nach was für einer Nacht: Geräusche wiegen uns in den Schlaf, lassen uns immer wieder horchen, sie einzuordnen scheint unmöglich. Die Nächte sind früh zu Ende, die Morgenpirschfahrt beginnt mit dem ersten Tageslicht. Die Müdigkeit weicht den neuen Eindrücken schnell – und da sind wir wieder, mitten im Busch…
Baboons weisen uns den Weg zu einer unfassbar großen Elefantenherde – aus dem Nichts stehen sie plötzlich da: Etwa 80 Elefanten, friedlich und völlig unbeeindruckt von uns. Was wir umgekehrt übrigens nicht behaupten können. Wohin wir auch sehen, sie sind überall und lassen uns teilhaben – für diesen Moment eins zu sein mit dieser unglaublichen Szenerie.
Nicht nur über Stock und Stein, Sandpisten und schmale Brücken sondern auch durch scheinbar nicht überwindbare Tiefen des Deltas – unser Jeep schafft jede Hürde. Da können wir nur hoffen, trockenen Fusses auf der anderen Seite anzukommen.
Zum Abschluss fahren wir mit den Mokoros, das sind recht schmale und wacklig wirkende Fischerboote in Form eines Einbaums. Sie halten – Hippos, sucht Euch anderes Lunch! Wir erkunden die direkte Umgebung der Lodge, genießen die Ausblicke und entdecken die kleinen Dinge des Buschlebens.
Heute geht es weiter ins Linyanti Wildreservat. Nach einem 25 Minuten Cessna – Flug landen wir im Staub. Der Weg vom Airstrip zum Camp könnte trostloser nicht sein. Es wirkt wie ein Ritt durch die Hölle. Verbranntes Land und karge Bäume. Sengende Hitze lähmt uns – die Sonne steht senkrecht über uns. Sandpisten führen durch diese Landschaft – was wird uns wohl hier erwarten? Wir sind ganz gespannt. Und ja, ich kann dies nur bestätigen, das Duma Tau Camp überrascht! Plötzlich ist es wieder da, das Wasser des Savuti Channels und dieses satte Grün. Wir sind erschlagen von diesem Kontrast.
Und mal wieder einer dieser Sonnenuntergänge am Ende der Welt, so unglaublich schön, so still und entrückt von dieser Welt. Nachts baden Elefanten und Hippos lautstark vor unserem Zelt. Die Geräusche wecken mich auf und faszinieren mich.
Den kommenden Tag beginnen wir bei Sonnenaufgang und streifen durch den Busch. Die Pirschfahrten im offenen Geländewagen führen uns entlang des Savuti Channels. Wir haben die Gelegenheit, den Artenreichtum aus nächster Nähe live zu entdecken. Naturschauspiele tun sich auf, zum Greifen nah – aber unbegreiflich. Respektvoll nähern wir uns den Wildtieren und haben die Chance, sie in aller Ruhe zu beobachten. Ein Rudel von ca. 20 Wildhunden in unmittelbarer Nähe zu Jeep ist nicht unbedingt die beruhigendste Szene dieser Reise – aber dennoch sehr erlebenswert. Da wirken die schattensuchenden Löwen deutlich entspannter und es scheint, als würden sie kaum Notiz von uns nehmen. Die Jagd und die Temperaturen nehmen ihnen offensichtlich jegliche Energie. Gleiches gilt für den Leoparden, den wir am Wegesrand im Schatten entdecken – und was für ein Glück, denn die Population nimmt stetig ab aufgrund von Wilderei. Da sind die Hippos im Wasser deutlich häufiger zu sehen – wenngleich sie nicht immer so wunderbar ihre Mäuler öffnen.
Mal wieder heißt es Abschied nehmen. Am Airstrip angekommen fahren wir wie immer die Piste ab um zu sehen, dass sich keine Tiere auf der Landebahn befinden. Ranger sind hier auch Fluglotsen. Kurz darauf erscheint auch schon die Cessna am Horizont. Kurze Landung, Passagiere steigen aus, Gepäck wird ein- und ausgeladen, wir steigen zu und weiter geht es zu unserer nächsten Lodge im südlichen Delta. Die Fliegerei ist perfekt organisiert, es hat schon fast etwas von Busfahren – zwischen Landung und Start liegen 10 Minuten, und zwar bei laufenden Motoren…
Der Blick von oben über diese endlose Weite lässt uns so winzig erscheinen. Bis an den Horizont erstreckt sich die Steppe, durchzogen von Wasserläufen. In Richtung Delta wird es wieder grüner und wir sehen aus der Höhe Elefanten und Antilopen. Gänsehaut, wir staunen und können nicht fassen, was wir in diesem Moment erleben.
Angekommen im Abu Camp dreht sich alles nur noch um die großen, grauen, sanften Riesen. Am Rand der Lagune liegt dieses Camp, benannt nach dem Elefantenbullen Abu, der aus einem amerikanischen Zoo nach Botswana kam. So wie er haben alle Elefanten hier eine Geschichte. Wir kommen den Tieren hier ganz nah und können sie aus nächster Nähe beobachten, mit ihnen sein. Und die Berührung dieser Riesen ist, wie so viele Erlebnisse auf dieser Reise, ein unvergesslicher Moment.
Dann ist es tatsächlich soweit: Wir reiten auf den Elefanten. Was das betrifft, war ich sehr skeptisch, da ich es auch aus anderen Ländern kenne. Hier mit den sehr erfahrenen Mahouts, die schon Jahre mit diesen Elefanten leben und arbeiten, fühlt es sich ganz in Ordnung an. Und so werden wir sanft hin- und hergeschaukelt und sehen unsere Umgebung aus einer neuen Perspektive.
Das Camp liegt ganz malerisch am Wasser. Morgens werden wir von der Sonne wach gekitzelt. Die Ausstattung der Zelte läßt übrigens keine Wünsche offen. Die Badewanne steht auf der Terrasse. Unter Sternenhimmel mit den Geräuschen der Natur wird hier das Baden zum unvergessenen Ereignis.
Und so verlassen wir auch diesen besonderen Ort und fliegen via Maun in die Kalahari Wüste, dieses Mal auf dem Sitz des nie vorhandenen Co-Piloten.
Botswana gehört zu den flachsten Ländern der Erde. Hier ganz im Süden, wo es nahezu keine Vegetation gibt und sich Wüste und Salzpfannen im gleißenden Sonnenlicht bis an den Horizont ziehen, hier wird uns das ganz besonders bewusst: ein Spiegel bis zum Horizont und darüber hinaus. Dieser Anblick aus dem Flugzeug ist so gewaltig, er rührt mich zu Tränen und lässt sich nicht in Worte fassen.
Jack`s Camp mit seinen zehn Zelten erwartet uns. Dieses legendäre Camp weit ab von allem entführt uns in eine andere Zeit. Willkommen in den 40er Jahren! Vielleicht ist es schon nicht mehr auf dieser Welt … und wenn doch, dann definitiv an einem der heißesten Orte! Wie fast überall auf unserer Reise gibt es keinerlei Kommunikation zur Außenwelt mit Ausnahme der Funkgeräte. Mobilfunknetz oder Internet? Fehlanzeige – wie herrlich! Wir sehen auch niemanden, der Kontakt sucht nach außerhalb, niemanden mit einem Smartphone oder Laptop – kein schlechtes Gewissen nicht erreichbar zu sein…es ist einfach unmöglich. Wir sind eins mit dem Hier und Jetzt, alles andere wird Nebensache. Die innere Bereitschaft, sich auf das einzulassen, was sich vor unseren Augen abspielt, wächst stündlich. Man kann sich dem nicht entziehen. Wir sind ausgeliefert – und genießen.
Nicht weniger emotional ist die abendliche Fahrt durch diese Landschaft: Zebras kreuzen unseren Weg, und mitten im Nirgendwo plötzlich ein Lagerfeuer. Weit weg von allem, nur für uns. Klappstühle in der Salzpfanne, ein Sundowner, Sternenhimmel – unfassbar. Der Blick in die Ferne und in die Unendlichkeit des Himmels – Sternschnuppen fliegen an uns vorbei, als gäbe es kein Morgen. Wir sind erfüllt von diesem Moment, wunschlos glücklich und überwältigt.
Am nächsten Morgen, ganz unerwartet, kommt es zur Begegnung mit Erdmännchen. Dass wir uns so für diese kleinen Männchen begeistern könnten, hätte ich vorher wohl ausgeschlossen. Aber die Tiere sind so entzückend, so eigen und neugierig, dass sie uns sofort in ihren Bann ziehen. Unser Guide kennt sich bestens aus und führt uns an die richtigen Erdlöcher, aus denen sie zum Vorschein kommen… und dann das, was ich niemals erwartet hätte:
Aber mit unserem Jeep gab es doch noch so viel mehr in dieser so kargen Landschaft zu entdecken:
Und zum Schluss der Reise der besondere Spaß, etwas für das Kind im Manne oder wie auch immer – mit Quads zu fahren ist riesig! Ich hätte auch geglaubt, auf dem Mond zu sein beim Anblick unseres Umfelds. Was für ein Vergnügen…
Erfüllt, beseelt, überwältigt und unfassbar glücklich nehmen wir Abschied von Botswana mit dem Gefühl, nicht mehr loslassen zu können, die Gedanken nicht kontrollieren können – weil das Innerste einem sagt, wie unbeschreiblich das Erlebte ist. Hier hat jemand Regie geführt, für den ein Oscar noch erfunden werden muss.
Wollt Ihr einen Rat? Go! Verkauft Haus, Boot, Großmutter! Botswana wird Euch verzeihen, herzlich empfangen und sofort verzaubern!
Ihr Jörg Kästner
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