Leinen los – mit Canapés und Champagner geht es los
Elegant und schnittig, fast klein sieht sie aus, die Europa 2 (E2), wie sie da neben dem Megaliner einer anderen Kreuzfahrtgesellschaft im Hafen von Singapur liegt. Während deren nicht enden wollender Strom an Gästen mit lauter Musik und bunten Luftballons von Animateuren in Puppenkostümen empfangen wird, gehe ich an der Menschenschlange vorbei. Etwas weiter hinten am Landungssteg werde mit Canapés und Champagner begrüßt.
Wie unterschiedlich das Publikum doch sein kann… Ich war noch nicht oft auf Kreuzfahrtschiffen unterwegs, das gebe ich zu, bin deshalb auch nicht wirklich objektiv, aber der Gedanke, mit mehreren tausend Gästen an Bord zu reisen, ist jetzt nicht soo verlockend.
Die Einschiffung im Hafen von Singapur geht schnell. Schon stehe ich vor meiner Suite – 35 schöne Quadratmeter mit Balkon! Übrigens, das ist Mindeststandard hier an Bord. Meine Suite liegt landabgewandt, so ist also meine erste Amtshandlung, mich auf die bequeme Liege auf dem Balkon zu fläzen, den frischen Obstkorb zu plündern, dabei ein zweites Glas Champagner in der Hand. Ich bin begeistert.
Viel Platz für ein Verdauungsschläfchen
Maximal 500 Gäste weilen auf der E2, viele von ihnen nutzen die Privatsphäre der sehr komfortablen Suiten. Will sagen: noch weniger als 500 Menschen trifft man tagsüber.
In den öffentlichen Bereichen bekommt man immer (wirklich immer!) einen traumhaften Platz, um aufs Meer zu schauen, in den Restaurants das unglaubliche Speisenangebot im Auge zu behalten, im Daybed einen kurzen Schlummer abzuhalten, dem Lektor und seinen spannenden Geschichten zu lauschen oder der Jazzband zuzuhören.
Irgendwie fühle ich mich nicht wie auf einem Schiff, eher wie in einem luxurösen Resort. Mit dem Unterschied, dass jemand täglich mein Zimmer woanders hin bugsiert, und zwar immer, während ich schlafe.
Der Ausblick ist jeden Morgen neu. Ich genieße das. Gut nur, dass sich meine Wege nicht jeden Tag ändern. So finde ich nach dem Aufstehen schlafwandlerisch den Yachtclub. Frühstück an Deck in der Sonne.
Mit uns Passagieren sind etwa 370 Besatzungsmitglieder an Bord, die jederzeit die Wünsche ihrer luxusgewohnten Gäste erfüllen. „Möchten Sie noch einmal denselben Tee, oder würden Sie gern eine neue Sorte ausprobieren? Ich kann Ihnen einen feinen Verveine anbieten, ideal bei diesen Temperaturen.“ „Sie essen gerne süß? Unser Koch hat an Sie gedacht und einen Pfannkuchen zubereitet.“ Kann man da nein sagen? Nein!
Himmel hilf! Ich werde dick, rund, völlig verwöhnt, aber extrem glücklich von dieser Kreuzfahrt in meinen Alltag zurückkehren.
Immerhin bin ich gewillt, mich zu bewegen. Morgens im Pool beim Ziehen einiger Bahnen, bei der Yogastunde und im Fitnessraum, auf dem Laufband mit Blick auf das Meer und indem ich vermeide mit dem Fahrstuhl zu fahren.
Die vielen angebotenen Ausflüge kann man auch mit Fitnessfaktor wählen und mal auf Langkawi im Kajak durch einen Nationalpark paddeln, oder einen Stadtspaziergang in Singapur bei 35° und 100% Luftfeuchtigkeit unternehmen und so gegen die Kalorienflut ankämpfen.
Die ganze Reise ist eine kulinarische Versuchung. In den Spezialitätenrestaurants warten immer neue Köstlichkeiten auf uns. Wie im Tarragon die französischen Rohmilchkäse und der luftgetrocknete Schinken. Der Chef des Sushi Restaurants Sakura bezieht seinen japanischen Meerrettich bestimmt aus der Luft. Den gleichen Weg wird der Brunello nehmen, bevor er im Grande Réserve ausgetrunken gemeldet werden muss. Eine wahre Schatzkiste an edelsten Tropfen für Weinliebhaber befindet sich an Bord und diejenigen, die Lust bekommen haben die Geheimnisse wahrer Gourmets aufzudecken: Genusshandwerker lassen sich bei kleinen, feinen Seminaren über die Schulter schauen.
Wie gern blieb ich an Bord…
Nach all diesem Essen, Sport treiben, auf Ausflug gehen lasse ich den Abend in lauer Luft an der Sansibar ausklingen, oder in meiner Suite auf der Chaiselongue, oder im Daybed an Deck 10, oder im Jazzclub…oder oder oder. Unter Menschen mischen, oder doch lieber alleine genießen? Ich habe die Wahl, immer. Wie sagt Hapag-Lloyd Kreuzfahrten dazu: Die grosse Freiheit. Stimmt.
Eure Saskia Sanchez
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