Mit dem Expeditionsschiff „Silver Explorer“ reise ich von Tromsö nach Spitzbergen (norwegisch: Svalbard) und will das nördlichste Ende der Welt entdecken, 3000 km von Berlin entfernt. Und hoffe natürlich, Eisbären, Walrosse und Robben zu sehen.
Es ist Frühsommer. Bei 28 Grad bereite ich mich auf meine erste Expeditionskreuzfahrt vor. Welche Kleidung werde ich brauchen? Wird es im hohen Norden auch mal dunkel im Juni? Gibt´s da eigentlich Netz oder bin ich komplett offline? Fragen über Fragen, und große Vorfreude…
Meine Spitzbergen Kreuzfahrt startet in Tromsö
Meine Spitzbergen-Kreuzfahrt beginnt in Tromsö. Von Berlin gehts über Oslo nach Nordnorwegen. Kleiner Tipp: Bitte mehr als 60 Minuten Übergangszeit in Oslo einplanen, weil das Gepäck dort neu eingecheckt werden muss. Und prompt verpasse ich den Anschluss. Zum Glück komme ich noch auf dem letzten Flug nach Tromsö mit. Der Koffer auch… puh, geschafft! Voller Vorfreude sinke ich in mein Bett.
Plötzlich Winter
Vor dem Auslaufen bummle ich durch Tromsö, eine sehenswerte Stadt mit vielen kleinen Geschäften, Einrichtungsläden, Cafes und der Eismeer Kathedrale. Bei nur 5 Grad Außentemperatur und einem ständigen Mix aus Sonne, Regen und Wind bin ich froh, dass ich meine dicke Windjacke eingepackt habe.
Hoffentlich sehe ich bald lebendige Eisbären in freier Wildbahn…
Es geht an Bord, meine Expedition kann beginnen.
Spitzbergen in Sicht!
Von weitem sehen wir die Kulisse von Spitzbergen. Und schauen vorher auf Bear Island vorbei. Diese unbewohnte Insel liegt auf halber Strecke zwischen Norwegen und Spitzbergen und wird primär von verschiedenen Vogelarten bewohnt.
Mit dem Zodiac fahren wir an der Küste von Bear Island/Björnoya entlang. Die robusten Schlauchboote bringen uns in den nächsten Tagen zu unseren Ausflugszielen an Land.
Die „Brillenschlange“ unter den Trottellummen.
Weiter nördlich, in der Region Sorkapp fahren wir das erste Mal durchs Eis. Aufregend!
Die Silver Explorer bahnt sich im Rückwärtsgang sehr langsam den Weg aus dem Eis. Dieses Spektakel erlebe ich an Deck, gut eingepackt in meinem Silversea Parka. Andere Gäste bevorzugen die Sicht vom heißen Whirlpool aus.
Auf unserer heutigen Zodiac Tour gleiten wir vorbei an imposanten tiefblauen Eisbergen und Eisschollen. Irgendwann stellt der Guide den Motor ab und wir genießen die Stille in der Burgerbukta.
In Gnalodden unternehmen wir eine Wanderung. Der erste arktische Fuchs huscht an uns vorbei.
Und zarte Blümchen am Wegesrand weisen auf die Sommerzeit in der Arktis hin.
Meine heutige Entdeckung: Walrosse, die sich sehr faul an Land…
…und im Wasser tummeln. Ihre langen Stosszähne beeindrucken mich.
Auch Eisbären müssen mal…
Auf der Schiffsbrücke wird intensiv Ausschau nach Eisbären gehalten. Vom Kapitän bis zum Expeditionsleiter – alle sind dabei. Die Route unserer Reise wird immer wieder verändert, sobald Eisbären, Walrosse und Co in Sichtweite kommen. Eine echte Expedition eben!
Stolz präsentiert sich der erste Eisbär vor uns. Nun ist es muksmäuschenstill an Bord, nur das Klicken der Kameras ist zu hören.
Ja, auch ein Eisbär muss eben mal.. Ein unterdrücktes Kichern ist auf den Aussendecks zu hören.
Im Lomfjorden können wir vom Zodiac aus eine Eisbärin mit ihrem Baby beobachten. Wir sind hin und weg…
und folgen Mutter und Kind vorsichtig entlang der Eiskante. Es wird übrigens sehr auf ausreichenden Sicherheitsabstand zu den Tieren geachtet, damit sie nicht unnötig gestresst werden.
Ach, ist das Eisbär Baby nicht süss! Sicherlich ein Highlight der Expedition und wir dürfen live dabei sein.
Polar plunge – Abkühlung im arktischen Eismeer
Nach so vielen Emotionen braucht selbst das Expeditionsteam eine Abkühlung im 2 Grad „warmen“ Wasser. Der „Polar Plunge“ garantiert arktische Frische und ein kurzes Badevergnügen. Meinen Parka will ich dann doch nicht gegen den Badeanzug tauschen und fotografiere lieber die schreiende Meute 😉
Zu unserem Ausflugsprogramm gehört auch eine Wanderung an den Rand des 14ten Juli Gletschers in der Fjortendejulibukta.
Ich lasse meinen Blick über die massiven Eisformationen und die Bucht schweifen. Die aussergewöhnliche Landschaft Spitzbergens werde ich so schnell nicht vergessen.
In dieser mystischen Gegend läßt man schnell alles hinter sich. Eine Woche lang zeigt mein Handy, „kein Netz“ und finde es gar nicht schlimm.
Bei strahlendem Sonnenschein ankert die Silver Explorer im Hafen von Ny Alesund, einer Forschungsstation, die im Sommer ca. 130 Einwohner hat. Nach über einer Woche ohne jegliche Zivilisation begegnen wir heute wieder Menschen. Übrigens, die Siedlung sollte man niemals ohne Gewehr verlassen, da Eisbären auch hier gerne mal vorbeischauen.
Selbst ein Hotel gibt es in dieser einsamen Gegend…
Wer durchgängige Helligkeit erleben möchte, ist von Mitte April bis Ende August in dieser oder einer anderen Unterkunft auf Spitzbergen oder natürlich auch auf der Silver Explorer richtig aufgehoben!
Longyearbyen im Hochsommer
Zurück in der Zivilisation in Spitzbergens Hauptstadt Longyearbyen. In der nördlichsten Stadt der Welt wohnen immerhin gut 2000 Einwohner. Es ist Hochsommer mit milden 11 Grad und vielen Sonnenstunden und für mich perfekt zum Eingewöhnen. Später geht´s zurück nach Berlin, 3000 km Richtung Süden.
Möchtet Ihr auf Entdeckungsreise gehen und Euch gleichzeitig verwöhnen lassen, dann bietet die Silver Explorer perfekte Voraussetzungen dafür. Begegnungen mit Eisbär, Walross und jede Menge Aufregung inklusive. Achja, ein Fernglas sollte man nicht vergessen.
Hier noch ein kurzes Video meiner Reiseerlebnisse – viel Spaß damit:
Arktische Grüße,
Eure Sibylle Georgi!