Eine Tour mit dem Kanu auf dem Sambesi, dem Grenzfluss zwischen Sambia und Simbabwe, steht schon lange Zeit auf unserer Bucketlist.
Mit Respekt und Abenteuerlust beginnt unsere Reise in Richtung südliches Afrika. Sengende Hitze und fantastische Sternenhimmel, Hippos, Krokodile, Elefanten und auch selten einmal Menschen erwarten uns.
Anfangs waren wir erstaunt, dass es geführte Kanutouren auf dem Sambesi überhaupt gibt. Und ehe wir uns versehen, sitzen wir in einem Boot, 50 cm breit und etwa 4 Meter lang. Damit paddeln wir nun 150 Kilometer stromabwärts auf dem Grenzfluss zwischen Sambia und Simbabwe. Mit uns (oder wir mit ihnen?) paddeln Manu, Trust und Norman, die kundigen Guides, die unsere Reise begleiten, viel vom Leben am Sambesi erklären und auf so manche Gefahr hinweisen. Wir übernachten auf den Inseln (Sandbänken) des Sambesi in praktischen Zelten, die – wie die gesamte Ausrüstung – von den Guides organisiert wurden.
Ein Tag am Sambesi beginnt mit dem ersten Sonnenstrahl gegen 5.30 Uhr. Zum Sonnenaufgang haben die Guides schon den ersten Kaffee gekocht. Jetzt am Morgen ist es noch frisch, der Kaffee dampft im Becher. Wir verstauen unsere Sachen. Schnell erledigt, denn auf dem Fluss braucht man nicht viel. Die Handgriffe beim Zeltauf- und Abbau klappen übrigens jeden Tag besser.
Dann geht es endlich los. Nichts ist schöner als in der aufgehenden Morgensonne mit der Strömung nahezu geräuschlos dahin zu treiben, den Geräuschen der Natur zu lauschen, Vögel zu beobachten oder aber auch den allgegenwärtigen Hippos auszuweichen, Elefanten am Ufer zu beobachten und das ständige Staunen, mit welcher Geschwindigkeit die Krokodile am Ufer abtauchen.
Die Landschaft verändert sich während der sechs Tage stark. Anfangs paddeln wir an steilen Ufern entlang, manchmal haben wir das Gefühl, in einer Schlucht zu sein. Mit jedem Tag wird die Landschaft weiter. Große Ebenen ziehen sich bis an den Horizont, Berge auf der sambischen Seite des Flusses bilden ein sehenswertes Panorama.
Und während wir unseren Gedanken nachgehen und uns eins mit der Natur fühlen kommt auch schon wieder der „Weckruf“; „Paddle hard – Hippos ahead“. So ist unsere Paddeltour eine einzige Slalomfahrt um die Hippos herum und an ihnen vorbei. Sie schauen neugierig, tauchen ab und wieder auf und beobachten uns aufmerksam.
Mittags legen wir eine 3-stündige Pause ein. Zum Paddeln ist es jetzt zu heiß. Die Guides köcheln ein leichtes Lunch während wir im Schatten der Akazien dösen dürfen. Mal wieder eine wunderbare Gelegenheit Tiere zu beobachten. Die sind neugierig und kommen uns recht nah.
Die Nachmittage sind anstrengend. Es ist heiß, die Arme werden müde. Wir freuen uns auf einen Bade-Stopp. Zugegeben, am Anfang haben wir gezögert. Baden in einem Fluss voller Krokodile und Hippos? Die Guides haben es gut erklärt – im seichten Wasser des Flusses droht keine Gefahr. Jetzt freuen wir uns den ganzen Tag darauf, uns wieder flach ins klare Wasser zu legen. Was für eine herrliche Erfrischung!
Kurz vor Sonnenuntergang suchen wir eine Insel im Sambesi, auf der wir übernachten können. So schnell wie morgens alles eingepackt ist, sind wir abends mit dem Aufbau. Währenddessen kochen die Guides auf einem kleinen Gaskocher. Zum Sonnenuntergang haben wir eine köstliche Mahlzeit auf unserem Teller.
Jetzt folgt das große Schauspiel: Mit Sonnenuntergang erscheint das sagenhafte Sternenmeer am Himmel – Wahnsinn! Die nächste Stunde ist tiefblau, danach wird es schwarz und der sichelförmige Mond taucht die Nacht in ein mystisches Licht.
Das nächste Kino startet: Mit Einsetzen der Nacht hören wir die Geräusche aus dem afrikanischen Busch. Jenseits unserer Insel tummeln sich heute offenbar Löwen und Hyänen. Elefanten stehen am Ufer und die Hippos verlassen den Sambesi zum Grasen. So geht das die ganze Nacht. Wir hoffen sehr, dass sich keines der Tiere an unserem winzigen Zelten auf der Sandbank stört und schlafen dennoch sehr gut.
Ja, es viel los im Sambesi, zu jeder Zeit. Nur eben kaum Menschen. Hin und wieder kommen wir an kleinen Dörfern aus Strohhütten vorbei, treffen auf Fischer in ihren Einbäumen oder sehen Frauen am Ufer, die ihre Wäsche waschen. Wir winken einander freundlich zu – das sind wunderbare Begegnungen.
Und so wird dieser Teil unserer Tour auf dem Sambesi zum schönsten der ganzen Reise. Diese Stille, Weite, Ruhe und Entlegenheit hat uns in ihren Bann gezogen. Der „Mighty Zambezi“, wie die Menschen hier ihren Fluss nennen, hat uns voll und ganz gepackt. Und so freuen wir uns schon jetzt auf die nächste Etappe…
Hat Euch nun auch die Abenteuerlust gepackt? Für weitere Tipps und Reisevorschläge bin ich immer gern für Euch da.
Euer Jörg Kästner