Nairobi am Morgen. 17 Grad, sehr klare Luft, Gewimmel am Kenyatta Airport, dem Drehkreuz für nahezu alle großen und kleinen Orte in ganz Ostafrika. Wir wollen in einen sehr kleinen Ort am Fuße des Mount Kenya: Segera, das neue Retreat von Jochen Zeitz, ist unser Ziel.
Fliegen ist hier wie Busfahren – es wimmelt von Menschen auf dem Vorfeld, Gepäckkarren werden von Hand bewegt und Flugzeuge auf dem Weg zur Startbahn rollen direkt an einem vorbei. Am Ende sitzt aber doch jeder in der richtigen Maschine.
Laikipia Hochebene, schon mal gehört? Sie liegt 45 Flugminuten nördlich von Nairobi auf 1800 Metern Höhe in der Provinz Rift Valley und gilt als guter Zugang zum wilden Norden Kenias. Heute überwiegend Farmland, Rinder und Pferde teilen sich die spekakuläre Natur mit den Wildtieren. Wer hier seinen Nachbarn besuchen will, sollte einen Pilotenschein haben, so groß sind die Farmen. Hat unser Gastgeber übrigens.
Nach knapp einer Stunde landen wir auf Segera. Ich muss mir die Augen reiben: Bin ich in einem Botanischen Garten? Kaum zu glauben.
Die alten Bäume und riesige Kakteen deuten darauf hin, dass das Land früher schon bewohnt war. Früher heißt, bevor der Unternehmer Jochen Zeitz die Farm gekauft und in ein Paradies verwandelt hat.
Der ehemalige Puma-Chef hat sich einen Traum verwirklicht und möchte mit Segera ein Beispiel für nachhaltigen Luxus geben. Seine Gäste (acht außergewöhnliche Treetop – Villen mit atemberaubendem Blick über die Savanne stehen zur Verfügung) will er anstecken mit der Philosophie, alles Handeln am 4 C-Konzept (conservation, community development, culture, commerce) zu orientieren.
Vielleicht noch wichtiger als Zeitz` globale Zukunftsvision ist für die Menschen in der Region das Wirken der Zeitz – Stiftung, die viele Hilfsprojekte in der Umgebung anschiebt und managt mit dem Ziel, zukünftig wirtschaftlich unabhängig von Spenden zu sein. Auch diese Schule wird unterstützt.
Die Schule ist aus, der Heimweg der Kinder bis 2 Stunden lang. Wenn Wildtiere ihren Weg kreuzen, auch länger.
Die Gegensätze dieser zwei Welten rumoren in mir. Plötzlich sehe ich, die kleinen Fußballfans sitzen hier einträchtig nebeneinander. Könnte ein Zeichen sein…
Auf dem Rückweg fahren wir durch die unendlich scheinende Savanne. Unser Guide David freut sich, dass wir alles ganz genau wissen wollen und zeigt uns seine Welt.
Die Zeit vergeht schnell, so spannend ist es, dem Massai zuzuhören. Plötzlich hält der Jeep. Aussteigen bitte. Niemand weit und breit zu sehen.
Ein Picknick am Fluss! Hoffentlich sind Löwen, Hyänen und Co weit weg oder sehr satt…
Die Guides freut es diebisch, dass ihnen die Überraschung gelungen ist. Was für tolle Menschen!
Es ist Abend auf Segera. Wir sitzen am Feuer (nachts sind hier oft nur 8 Grad) und genießen die Gastfreundschaft.
Segera House. Ich bin froh, im oberen Stock zu wohnen: Löwen und Hyänen hatten sich viel zu erzählen in der Nacht. Gefühlt direkt an der Haustür und beeindruckend laut.
Beim Frühstück blinzelt uns die Sonne an.
Heute ist für mich ein besonderer Tag. David hat uns eingeladen, mit ihm durch den Bush zu laufen. Zu laufen!! Er erzählt von der anderen Perspektive, dem intensiven Erlebnis, wenn die Füße den Erdboden berühren… Also gut. Der Himmel wird dunkel, jetzt auch noch Regen.
Zwei Massai begleiten uns. Sie stammen aus Nordkenia, sind Krieger. Gut zu wissen.
Einer geht voran, wir folgen im Gänsemarsch und versuchen, alle Instruktionen zu beachten. Mein mulmiges Gefühl weicht nach 30 Minuten, ab jetzt ist es fantastisch.
Und David scherzt schon wieder. Nein, die Hyänen würden jetzt nicht aus ihren Löchern kommen. Da könnten wir lange warten.
War das schön!
Jetzt folgen einige Eindrücke aus dem Retreat.
Segera ist ein besonderer Ort. Das spüren wir nochmal beim Abschied. Soviel Aufmerksamkeit, Wärme und Fröhlichkeit. In grandioser Natur.
Eure Beate Arnold