Warum Sankt Petersburg? Diese Frage geht mir durch den Kopf. Warum gerade jetzt nach Sankt Petersburg reisen? Die Meldungen in der Presse preisen Russland derzeit nun nicht gerade an. Pussy Riot, Menschenrechtsverletzungen und Sotschi heißen die Themen. Ja, und Snowden. Dafür kann aber Russland nichts. Und Petersburg, die unangefochtene Königin des ehemaligen Riesenreiches, schon gar nichts.
Ich bin gespannt und fliege also los. Nonstop ab Berlin. Allein darüber freut sich der reiselustige Hauptstädter sehr. Ansonsten sind wir in Berlin mit Nonstop Verbindungen nicht so verwöhnt. Ich sage nur: B E R.
Der Reihe nach.
Beinahe verblüffend waren die Unfreundlichkeit und die menschliche Kälte bei der Einreise. Mehr Gleichgültigkeit geht echt nicht. Komisch, das mich das nicht überrascht hat. Aber gut, das wird schon. Was jedoch sehr überraschend war, ist die Tatsache, dass die Beamten bei der Ausreise noch unfreundlicher waren. Das Gastland der Olympischen Winterspiele sollte unbedingt noch ein paar Kurse für „Herzliches Willkommen“ organisieren. Oder vielleicht mit seinen Beamten besser umgehen. So jedenfalls, so wird das nix!
Denn auch leider, und dies ist gleich die zweite Überraschung, die Unfreundlichkeit zog sich fast nahtlos und leider nur mit wenigen Ausnahmen durch den ganzen Aufenthalt. Die Ausnahmen wirkten da schon wie Balsam auf der geschundenen Reiseseele. Was ist hier los, warum sind alle Menschen, angefangen von der … bis zum… so unfreundlich zu mir?
Die dritte Überraschung: die Dichte und der Zustand der kulturellen Schätze sind sehr, sehr beeindruckend. Ob die Räumlichkeiten der Eremitage, der Peter und Paul Festung oder des Katharinenpalastes in Puschkin. Auch die Kunstgegenstände waren wie nicht von dieser Welt. Das müsst Ihr einmal gesehen haben, Freundlichkeit hin oder her. Wie von Geisterhand tauchten sie immer wieder auf, die Bilder, die wir aus der legendären Zarenzeit im Kopf haben. Und ich mittendrin. Wunderbar.
Die vierte Überraschung: Meine Begegnung mit der russischen Küche war doch eher fad. Das Abendessen in einem kaukasischen Restaurant dagegen sehr würzig und köstlich.
Die fünfte Überraschung: Das die Sankt Petersburger U-Bahn tief unter Stadt liegt war mir bekannt. Ich habe bisher aber noch nie einen Höhenunterschied von 120 Meter mit einer Rolltreppe absolviert. Das war beeindruckend. Beeindruckend war auch, wie prächtig sich die U-Bahn Stationen präsentieren. Wahnsinn! Einige muten an wie Museumsbauten. Berlin, bitte nachmachen!
So kam es also, dass diese Stadt aus meiner Sicht aus gutem Grund auf der Hitliste der Reiseziele nicht ganz oben stand. Rückblickend hat sich einiges bestätigt – aber ich muss auch sagen, dass es eine sehr eindrucksvolle Reise mit vielen neuen und unerwarteten Erkenntnissen war.
Was soll ich raten? Reist nach Sankt Petersburg und erlebt all dies live. Es lohnt sich. In einer solchen Dichte gibt es diese Erlebnisse wohl ausschließlich dort. Lasst euch drauf ein, genießt es und ärgert euch nicht über die Dinge. Dann wird es wunderbar und unvergesslich. In jedem Sinne!
Euer Jörg Kästner
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