Endlich da! Schon lang hab ich davon geträumt, einmal Hoi An in Zentralvietnam zu sehen. Durch die kleinen Gassen zu schlendern und mir die prächtigen Holzhäuser anzuschauen, die den Charme dieser Kleinstadt an der Mündung des Thu-Bon Flusses ausmachen.
Unesco Weltkulturerbe – die Altstadt von Hoi An
Nicht nur ich bin entzückt, auch die UNESCO, die einen großen Teil der Stadt in die Liste der schützenswerten Objekte aufgenommen hat. Bis zu 60 Meter lang sind einige der über 200 Jahre alten hölzernen Handelshäuser, um die es geht. In den 2-stöckige Fassaden der Tunnelhäuser sind seitlich keine Fenster.
Als einzige Lichtquellen dienen gestaltete Innenhöfe, mit kleinen Brunnen und Sitzgelegenheiten, sowie die Balkone zur Vorder- und Hinterfront, behängt mit handgefertigten, kunstvollen Lampions. Viele Häuser sind seit Anbeginn von der gleichen Familie bewohnt und werden nun stolz von der jetzigen Generation dem interessierten Besucher aus Übersee präsentiert. Alles ist so pittoresk, so gepflegt und stilvoll, dazu die anmutigen Vietnamesinnen in ihren bodenlangen, figurbetonten Ao Dais.
Der Alltag in Hoi An
Ich möchte mir unbedingt etwas davon in den deutschen Alltag hinüberretten und so gebe ich mich vollends der zweiten Sehenswürdigkeit Hoi Ans hin: Den Einkaufsmöglichkeiten. Was kein Welterbe-Objekt ist, ist entweder Café, Restaurant, Souvenirladen, oder eine Schneiderei. Das wissen mittlerweile so viele Besucher, dass die Schneider ein gutes Auskommen mit den modebewussten Gäste haben. Die Maßanzüge schneidert man nach Vorgaben von Armani & Co. Damen auf Brautkleidsuche geben einfach ihre VOGUE, ELLE oder GALA – Zeitungsausschnitte ab, die Vietnamesen kopieren, und zwei, drei Tage später hat man das Kleid für einen Bruchteil des Preises auf der Düsseldorfer Kö. Allerdings auch mit einem Bruchteil an Stoffqualität, das muss man wissen.
Ein Drache aus Hoi An
Mit einem Traum in Weiß mag ich nicht nach Hause kommen. Mir reicht ein Rock nach Maß – denn ich brauche noch Platz im Koffer. Ein weiteres Unikat hat es mir angetan: Eine Wasserdrachenpuppe. Aus leichtem Feigenbaumholz geschnitzt, das Maul weit aufgerissen, die Zähne zeigend, die Rückenschuppen hoch aufgestellt und bunt bemalt steht sie in einem Regal voller anderer Figuren. Ich habe den Drachen gleich beim ersten Gang durch diese Gasse gesehen, bin zigmal an dem Geschäft vorbeigeschlichen, aber natürlich hat der grauhaarige, rauchende und Zeitung lesende Ladenbesitzer mich bemerkt. Natürlich weiß er genau, dass ich den Drachen will und natürlich ist es sein letzter, sein einziger, sein Ein und Alles, den ich zu kaufen gedenke. Es wird gehandelt, mehr aus Höflichkeit, denn selbst seinen Einstiegspreis hätte ich bezahlt, und so schlendere ich später mit meiner neuesten Errungenschaft durch Hoi An und platziere sie neben mir im Café, während ich einen Yasmin Tee trinke.
Hoi An, du hast alle meine Erwartungen bestätigt und sogar übertroffen. Hoffentlich kann ich bald einmal wiederkommen. Und der Drache? Ich bilde mir ein, aus seinem Maul kommt kein Fauchen und kein Feuer, sondern er singt. Für mich, jeden Tag. Natürlich auf Vietnamesisch.
Eure Saskia Sanchez
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